Timo schlüpft in die Rolle eines Zirkus-Mitarbeiters

Winterthur/Latterbach, im Oktober 2018 – Wann immer sich ein Zirkus in der Nähe von Timo aus dem Berner Oberland befindet, zieht es ihn zu dieser magischen kleinen Welt aus Zelten und Wohnwagen. Fast monatlich kommt der 16-Jährige in den Genuss einer Zirkusvorstellung, zu der ihn seine Mutter stets begleitet. In seinen Träumen sieht sich Timo denn auch als Zirkus-Mitarbeiter oder gar -Direktor.

Mit einer Körperlänge von 1.80 und Schuhgrösse 46 überragt Timo die meisten seiner Altersgenossen. Seine körperliche Entwicklung steht jedoch im grossen Gegensatz zu seiner geistigen, denn der 16-Jährige lebt noch ganz in der Welt eines Kleinkindes. In jener der Erwachsenen findet er sich allein nicht zurecht, dort braucht er den schützenden Rahmen von ihm vertrauten Bezugspersonen. Die grosse Faszination für Zirkusse empfindet Timo schon lange: An den Künsten der Akrobaten kann er sich kaum sattsehen. Nichts bringt ihn mehr zum Lachen als die Spässe der Clowns, und mit Tieren fühlt er sich ganz besonders verbunden. Bei jedem seiner Zirkusbesuche würde er sich am liebsten mitten in die Manege, hinter den roten Vorhang, in die Wohnwagen oder zu den Tieren in die Stallungen begeben. Die Stiftung Wunderlampe konnte es dem leidenschaftlichen Zirkus-Fan nun ermöglichen, sich einmal ganz als Zirkus-Mitarbeiter zu fühlen und überall hinter den Kulissen Zutritt zu erlangen.

Als der Circus Harlekin in Latterbach im Simmental gastierte, durfte der Berner Oberländer Timo einen Tag lang Zirkusluft schnuppern. Zuerst gab es für ihn Arbeit bei den Ponys, bei denen er mithelfen durfte, ihr Fell zu striegeln. Die grossen Friesländer Pferde beobachtete er mit Respekt etwas aus der Distanz, dafür ging er bei den Ziegen mehr auf Tuchfühlung und half, sie auch zu füttern. Der Stolz stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, als er sogar mit der Aufgabe betraut wurde, die Ziegen zum Manege-Eingang zu führen, wo sie auf ihren Auftritt warteten. Voller Faszination beobachtete er die Verwandlung der zuvor noch ganz unspektakulär erscheinenden Zirkus-Mitarbeiter in den glamourösen Weissclown oder den tollpatschigen August. Er bewunderte die glitzernden Outfits der Akrobaten und das elegante Kostüm der Tierdresseurin mit glänzenden Augen. Den absoluten Höhepunkt seines Zirkus-Abenteuers war für Timo jedoch der Umzug zu einem anderen Auftrittsort. Gleich nach der letzten Vorstellung durfte er mithelfen, die Gehege der Ponys, Ziegen und Kühe abzubauen und die Tiere in den Transportwagen zu geleiten. Als alles abgebaut, eingepackt und aufgeladen war, durfte Timo, der sich längst als vollwertigen Zirkus-Mitarbeiter fühlte, in die Fahrerkabine des grossen Lastwagens klettern, der mit zwei Zirkuswagen im Schlepptau auf gemütlicher Fahrt Richtung Thun davonfuhr.